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Auf dieser Seite finden Sie Informationen zur Forschung in den Familienlinien der Holzschuher.

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Familienlinien der Holzschuher


© Genealogische Zusammenstellung des Holzschuher History Archiv zu den bisher dokumentierten Holzschuherlinien. Nachträge und Berichtigungen werden fortlaufend eingestellt. Aktueller Stand der Forschung: 19.11.2023.


Hinweis: Bitte um Verständnis, das wir in unseren Forschungsreportagen nur die Jahreszahlen und nicht die Datumsdetails bekannt geben. Wir möchten nicht, das große Genealogische Unternehmen auf diese weise kostenlos Daten bekommen und damit Profit machen.

Symbole: * Geburtsjahr, † Sterbejahr, °° Heiratsjahr


Grundlagen und Forschungsstand


Geschichtlich und genealogisch sind die Nürnberger Holzschuher sehr umfangreich dokumentiert. Leider wurden in den Anfängen der Dokumentation scheinbar jedoch ganze Generationen vergessen bzw. übersehen. Im Rahmen der wissenschaftlichen Aufarbeitung, die wir vor einigen Jahren begonnen haben, wollen wir dies nun berichtigen und ergänzen. Die vorhandenen Daten werden im Zuge dessen umfangreich mit Archivdokumenten und Kirchenbüchern abgeglichen, um möglichst viele Informationen und Daten zu verifizieren.


Die Problematik in der heutigen Ahnenforschung ist leider, dass viele Interessierte ihre Stammbäume bei den großen genealogischen Plattformen erstellen, wobei so vorhandene Datenbestände oft einfach unkritisch übernommen werden. Dies ist zwar sehr einfach, birgt jedoch die Gefahr, dass vorhandene Fehler von Forscher zu Forscher weitergegeben werden.


Eine umfangreiche Ausarbeitung und Dokumentation der Holzschuher wurde von dem Genealogen Dr. Hans-Dietrich Lemmel in Wien erstellt. Er hat auch bereits schon viele Korrekturen in den Familienlinien berücksichtigt. Für seine umfangreiche Arbeit hierzu sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet!


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Die Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher und ihre Seitenlinie im böhmischen St. Joachimsthal
 

 1.) Einleitung


Die Familie Holzschuher (siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Holzschuher_von_Harrlach), eine der ältesten ratsfähigen Geschlechter der bis 1806 Freien Reichsstadt Nürnberg (siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Patriziat_(Nürnberg), wird erstmals 1228 mit Heinricus Holzschuher erwähnt und entstammt vermutlich der Ministerialität des Hochmittelalters (siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ministeriale). Aus dieser ging allgemein der niedere Adel, also Land- und Stadtadel (Patriziat) hervor, welche wiederum in der Folgezeit ihre spezifischen Ausdifferenzierungen erfuhren. 


Unser Anliegen ist zum Einen, die weitere Erforschung der in Nürnberg verbliebenen Hauptlinien der Familie, ihrer sozialen Verhältnisse und Beziehungen, Wirtschaftstätigkeit, politischen Ambitionen und internationalen Verflechtungen. Zum anderen möchten wir bislang weniger bekannte familiäre Nebenlinien erforschen und erschließen, welche im Laufe der Zeit aus dem „Nürnberger Fokus“ geraten sind und - quasi ihrer Heimstatt verloren gegangen - den geschichtlichen Wechselfällen mit ihren sozialen Veränderungen noch intensiver ausgesetzt waren.


Eine allgemein verfügbare Zusammenstellung einschließlich einem Stammbaum der Holzschuher findet sich z.B. auf der Homepage des Genealogen Hans-Dietrich Lemmel (http://www.geneal.lemmel.at/Holz.html). Bereits von den 1920er bis in die 1950er Jahre hat sich zudem Karl Holzschuher aus Hof mit der Erforschung der, wie er sie nannte, "Nailaer Holzschuher" [1] beschäftigt und uns einen sehr umfangreichen Stammbaum dieser Holzschuher-Linie ab dem frühen 17. Jahrhundert hinterlassen.


Es ist mittlerweile gelungen, ebendiese Familienlinie bis nach St. Joachimsthal in Böhmen (heute Jachymov, Tschechien) weiterzuverfolgen, sodass wir hier fortan von der "Joachimsthaler Linie" [2] sprechen möchten, welche mit dem Nürnberger Frantz Holzschuher (Holtzschuch, Holzschuch, Holtzschuchr, Holtzschuger) beginnt.


2.) Der Anschluss der Familienlinie Holzschuher in St. Joachimsthal an Nürnberg


Im Rahmen langjähriger Forschungsarbeit gelang es, die „Joachimsthaler Linie“ auf eine Nürnberger Herkunft zurückzuführen. Seit langem bekannt ist das Wirken der Nürnberger Patrizierfamilie Holzschuher als Montanunternehmer, u.a. im erzgebirgischen Bergbau des 15. und 16. Jahrhunderts. Einzelne Familienmitglieder betätigten sich auch international an Handelsreisen, wanderten aus oder suchten ihr Glück unter Aufgabe ihres Nürnberger Bürgerrechts, wie z.B. Leupold Holzschuher, der sich schließlich als Münzmeister im erzgebirgischen Annaberg niederließ.


Einen ähnlichen Weg schlug sein Zeitgenosse, der Begründer der „Joachimsthaler Familienlinie“, Frantz Holzschuher, ein. Er hinterließ leider weniger eindeutige geschichtliche Spuren, findet sich weder in den Biedermann`schen Geschlechterstammbäumen, noch in den Geschlechterbüchern der Nürnberger Holzschuher, welche ab 1506 entstanden sind. Erhellend war schließlich ein Fund in der "Holzschuher-Stiftungsordnung" [3] (des Berthold Holzschuher) von 1521. Hier ist ein Frantz Holzschuher genannt, welcher hierin zu einem der zwei Schlüsselverwalter neben Lazarus Holzschuher (junior, *um 1499), Sohn des Lazarus Holzschuher (sen.), ernannt wird. Da Lazarus der Zweitgenannte ist, war zu schließen, dass Frantz der ältere der beiden, d.h. spätestens 1499 geboren sein muss. Weiterhin existiert eine Liste aller im Jahr 1511 mannbaren Holzschuher in Nürnberg, in welcher Frantz Holzschuher nicht aufgeführt ist. Wir nehmen des Mannbarkeitsalter mit 16 Jahren an. Um also nicht in dieser Liste zu erscheinen, kann Frantz wiederum frühestens 1495 geboren sein. Die beiden Schlüsselverwalter dürfen gemäß dem Text weder Vater und Sohn noch Brüder sein. So erschloss sich, dass Frantz zwischen 1495 und 1499 (wohl in Nürnberg) geboren sein muss, er war wohl Nürnberger Bürger (hier 1521 noch ansässig), wohnhaft "bei den Zwölfbrüdern", also beim Karthäuserkloster um das heutige Germanische Nationalmuseum. Er ist weder Sohn des Lazarus Holzschuher (dem Vater des Schlüsselverwalters Lazarus, *1499), noch des Paulus, dem Pfleger der Stiftung 1521.


Für die bis dato nicht sicher geklärte Vaterschaft nehmen wir sowohl aufgrund der Vornamensgleichheit, als auch aufgrund seiner im wohl 37. Lebensjahr ungewöhnlich spät geschlossenen (zweiten?) Ehe Pankratz (Franz) Holzschuher an (siehe Hans-Dietrich Lemmel: http://www.geneal.lemmel.at/Holz-28ra.html).


Theoretisch kommen aber auch die anderen Söhne Karls III. (u.a. Hieronymus Holzschuher, *1469, Ratsherr, porträtiert von Albrecht Dürer 1526) als potenzielle Väter in Frage, ebenso wie die Mitglieder der „grünen Holzschuher-Linie“ Jörg Holzschuher (*1453 in Nürnberg) oder sein Sohn Georg Holzschuher, *1475 in Nürnberg. Auch diese „Kandidaten“ sind grundsätzlich neben Pankratz (Franz) Holzschuher nicht uninteressant, zeigen sie doch die mannigfaltigen Beziehungen Nürnbergs in das Erzgebirge. Jörg Holzschuher, *1453, +1526, hat nur – was zu hinterfragen ist! - einen sicher nachgewiesenen Sohn, Georg, *1475. Zu Frantz' Geburt um 1496 wäre Jörg 43 Jahre, seine Frau ca. 41 Jahre alt, mithin wäre eine Elternschaft möglich. Dieser Jörg Holzschuher besaß eine Handelsgesellschaft in Nürnberg mit Bergbesitz in Annaberg, Schneeberg und Buchholz, dies zusammen mit Ulrich Erkel der Ältere. Zu ihrer Zeit zählte diese Bergbaugesellschaft gemäß Hans-Dietrich Lemmel zu den größten Nürnberger Bergbau-Unternehmen des Erzgebirges. Dazu gehörte Bergbesitz in Annaberg, Buchholz, Schneeberg. Jörgs Anteile gingen später an die Semler über. Der Wert der Anteile, die Ulrich Erkel und die Semler dort erwarben, wurde mit 10.000 fl. veranschlagt (Zitat Hans-Dietrich Lemmel). Jörg Holzschuher war zudem bis 1508 Pfleger der Holzschuher-Stiftung. Dieses Amt hat dann Paulus II. übernommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Jörg als "alter Herr" zu Lebzeiten seinem Sohn (Frantz?) und damit seiner Linie 1521 (er selbst starb ja 1526) wieder einen Platz in der Stiftung verschafft hat.


Jedoch auch Jörgs Sohn Georg II. kommt für die Vaterschaft des Frantz Holzschuher in Frage. Geboren 1475 könnte Frantz einer wiederum unbekannten Ehe (vor der des Georg mit Margarete von Plauen 1508) entstammen. Da freilich eine etwaige Namensgleichheit oder zeitliche Passung lediglich Hinweise auf eine Nürnberger Abkunft sein konnten, war nun also zu klären, ob eben dieser Nürnberger Frantz identisch mit dem in Schneeberg (1534) und St. Joachimsthal (1537) auftauchenden Frantz Holzschuher ist. 1534 mutet ein Frantz Holzschuher in Schneeberg einen Stollen (in den Schneeberger Bergwerksverzeichnissen) [7] in Freiberg wird hier die Fundgrube Wiesenthal genannt, bei der es sich wahrscheinlich nicht um eine in Schneeberg sondern vielmehr in Oberwiesenthal gelegene und heute nicht mehr lokalisierbare Grube handelt). Diese Fundgrube verkauft er im Folgejahr wieder. Es ist anzunehmen, dass er identisch ist mit dem Frantz Holzschuher, der Ende 1537 in St. Joachimsthal (Heiratsbuch Joachimsthal) [5] Anna, Tochter von Peter Gessner, heiratet. Dies ist wohl seine zweite Ehe, die erste Ehe ist unbekannt. Peter Gessner dürfte der in Lößnitz (bei Schneeberg) 1477 genannte Bürgermeister (oder dessen Sohn) sein. Nachgewiesene Kinder des Frantz Holzschuher sind Valten Holzschuher (*um 1515-1520 in Joachimsthal; er ist der Stammhalter der Joachimsthaler Linie), Anna Holzschuher (* um 1530 in Joachimsthal), Frantz Holzschuher (*um 1538 in Joachimsthal), Hans Holzschuher (* um 1539 in Joachimsthal) und Steffen Holzschuher (* um 1540 in Joachimsthal). Aus welchen der beiden Ehen die Kinder entstammen, ist bis dato noch ungewiss.


Die Heiraten der vorgenannten Kinder des Joachimsthaler Frantz Holzschuher sind wiederum wegweisend.  Seine Tochter Anna Holzschuher aus erster Ehe nämlich heiratet 1550 in Joachimsthal Hans Koberger (jun.), begleitet von seinem Vater, Hans Koberger (sen.). Hier muss es sich um Nachkommen des berühmten Buchdruckers Anton Koberger aus Nürnberg (unter anderem Verleger der Schedel`schen Weltchronik) handeln, das heist um dessen Sohn, den Bräutigamsvater Hans Koberger (*1499 in Nürnberg, +1552 in Nürnberg; sein Vormund nach dem Tod des Anton Koberger war Hieronymus Holzschuher, *1469; seine Mutter war Margarethe Holzschuher, eine Cousine des Hieronymus). Der Bräutigam selbst ist wiederum der Sohn des gleichnamigen Hans, *1525 in Nürnberg (in der Koberger-Literatur genannt „Hans Koberger der Jüngere“). Über den Werdegang des Bräutigams und Enkels von Anton Koberger findet sich in den Koberger`schen Stammbäumen bis auf die Geburt 1525 nichts Wesentliches.


Die Heirat der Tochter des Frantz, Anna Holzschuher, mit dem Nürnberger Hans Koberger 1550 weist – gerade auch vor dem Hintergrund der mannigfaltigen familiären Verflechtungen der beiden Familien in Nürnberg – den Weg zur Annahme, dass der in Schneeberg und St. Joachimsthal genannte Frantz der 1521 in der Holzschuher-Stiftung in Amt und Würden stehende Nürnberger Patrizier ist: Die Großmutter des Bräutigams ist eine geb. Holzschuher, der Vater des Bräutigams hatte einen Holzschuher-Vormund! Die gleichaltrigen Franz Holzschuher und Hans Koberger (der Brautvater) müssten sich mithin aller Wahrscheinlichkeit nach aus Nürnberg gekannt haben und verheirateten schließlich in St. Joachimsthal ihre Kinder.


Eine weitere interessante Ehe ist diejenige von Frantz` Sohn Steffen. Er ist vermutlich identisch mit Stephan Holzschuher, welcher, "aus Joachimsthal stammend", in Hof 1581 die adlige Anna von Feilitzsch heiratet und später nach Sulzbach ging (wo bekanntermaßen auch andere Nürnberger Holzschuher auftauchen). Zu Zeiten der oben genannten Heirat dürfte er zw. 31 und 43 Jahre alt gewesen sein, wenn man einen Geburtszeitraum von 1537 und 1549, dem mutmaßlichen Todesjahr des Frantz, annimmt. Was bei Stephan / Steffen etwas Zweifel weckt, ist sein Alter, er müsste 1581 nämlich ca. 40 Jahre alt gewesen sein. Als Apothekergeselle ist dies beinahe zu alt, allerdings könnte es sein, dass er schlichtweg länger bei einem Meister in dessen Apotheke angestellt war. Apothekergesellen mussten seit dem Mittelalter die Lateinschule besucht haben und hörten an den Universitäten mit den Medizinern Biologie, Anatomie, etc. Er hatte also eine universitäre Ausbildung, ist nachweislich "Fechtmeister" (d h. Fechtausbilder) gewesen. Möglich wäre auch, dass der hier heiratende Stephan ein Sohn des o.g. Steffen ist, also ein Enkel des Frantz Holzschuher.


3. Die weitere Entwicklung der Joachimsthaler Familienlinie


Frantz scheint Nürnberg wohl der Geschäfte im Bergbau wegen verlassen zu haben, seine Kinder gingen nicht nach Nürnberg zurück. Gründe hierfür könnten sein, dass die Geschäfte in Joachimsthal noch gut liefen und / oder sich die Familienbezüge zur Heimatstadt des Vaters langsam verloren. Auch familiäre Konflikte könnten hier eine Rolle gespielt haben: Es erscheint merkwürdig, dass Frantz Holzschuher und seine Nachkommen nicht in den Geschlechterbüchern auftauchen, obschon er ja nachweislich 1521 in der Nürnberger Holzschuher-Stiftungsordnung - zwangsläufig als Familienmitglied - genannt ist. 1506 wurde von Berthold Holzschuher ein erstes Geschlechterbuch [4]angelegt, zu diesem Zeitpunkt dürfte Frantz Holzschuher erst ca. 10 Jahre alt gewesen sein, er war also nicht "mannbar" und wurde deshalb folglich nicht aufgenommen. 1511 wird er auch (gerade noch) nicht mannbar gewesen sein, erscheint damit wiederum nicht in der Liste aller zu dieser Zeit mannbaren Holzschuher.


1565 allerdings legte Veit Holzschuher das 2. Geschlechterbuch an, in dem Frantz Holzschuher erneut nicht erwähnt wird. Möglicherweise hat man die Joachimsthaler Familienmitglieder entweder schlichtweg vergessen, oder die "Auswärtigen" wurden bewusst ausgeschlossen, weil man sich vielleicht auch nicht mehr sicher war, ob diese noch standesgemäß lebten. Der der letzte aus Nürnberg stammende Holzschuher dort, Frantz, war um 1549 bereits verstorben. In der Zeit des langsamen wirtschaftlichen Niedergangs Nürnbergs ab Mitte des 16. Jahrhunderts bemühten sich die Nürnberger Patrizierfamilien im Sinne der Erhaltung ihres Standes sukzessive um eine Aufnahme in die fränkische Reichsritterschaft, mit der seit langem eine Fehde dahingehend bestand, ob die in der Stadt lebenden Patrizier einen adelsgemäßen Lebensstil führten, zumal sie ja Handel trieben und keine Feudalherrschaft ausübten. Trotzig veranstalteten die im Vergleich zum Landadel reichen städtischen „Pfeffersäcke“, die (wahrscheinlich nicht zuletzt wegen ihrer prunkvolleren Rüstungen) von den Ritterturnieren ausgeschlossen wurden, innerstädtisch sog. „Gesellenstechen“. Um trotz der wiederholten kaiserlichen Bestätigungen der „edlen“ Herkunft der Patrizier jeden Zweifel zu zerstreuen, erwarben Nürnberger Patrizierfamilien schließlich im städtischen Umland Rittergüter einschließlich ganzer Dörfer mit ihren Hintersassen. Im Jahr der Heirat von Frantz Holzschuhers Tochter Anna (1550, St. Joachimsthal) in die sehr angesehene Familie der Koberger wurde die Joachimsthaler Familie Holzschuher in Nürnberg aber wohl weiterhin noch als standesgemäße Partie wahrgenommen. Der Umstand, dass Frantz Holzschuher kurz vor der Heirat einer Tochter um 1549 und der Bräutigam Hans Koberger wohl schon kurze Zeit nach seiner Heirat verstarben, scheint eine Entfremdung der Nürnberger und Joachimsthaler Familienlinien befördert zu haben. Es wäre weiterhin auch möglich, dass der Umstand des "Herausfalls" aus den Nürnberger Stammbäumen wenigstens des 1521 sicher in Nürnberg nachgewiesenen Frantz Holzschuher einen monetären Beweggrund gehabt haben könnte. Im Falle eines etwaigen erbrechtlichen Interesses käme hier primär Veit H. in den näheren Fokus, zumal ja er der Auftraggeber für das 2. Geschlechterbuch war. So könnte es im Rahmen von erbrechtlichen Fragen durchaus opportun gewesen sein, ein ausgewandertes Familienmitglied aus dem Stammbaum zu entfernen. Allerdings ist solch eine Erbstreitigkeit bis dato nicht bekannt bzw. nicht erforscht. Veit Holzschuher muss jedoch den 1521 in Nürnberg genannten Franz Holzschuher zumindest noch vom Hörensagen her gekannt haben, ihre Lebensdaten überschneiden sich deutlich. Wenn er ihn also nicht ins Geschlechterbuch aufgenommen hat, so ist dies zumindest sehr verwunderlich. Ob es nun Nachlässigkeit oder Vorsatz war, muss nach heutigem Stand offenbleiben.


1547 wurde der Familie Holzschuher die Zugehörigkeit zum Reichsadel kaiserlich bestätigt. Das vermehrte Holzschuher-Wappen, 1503 vom portugiesischen König an Wolfgang Holzschuher aus Nürnberg verliehen, wurde von Kaiser Karl V. zeitgleich 1547 der ganzen Familie Holzschuher zur Führung gestattet, mithin auch den in Joachimsthal ansässigen Holzschuher, welche ja, wie die Ehe 1550 nahelegt, noch als familienzugehörig angesehen wurden. Dieses vermehrte Wappen wurde bis ins 18. Jahrhundert, also noch im Alten Reich, von Familienmitgliedern der Joachimsthaler Linie insgesamt 3x verwendet, u.a. auch von Johann Georg Albrecht Holzschuher aus Hof, einem der ersten Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Dass diese Wappenführungen noch im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation erfolgten, legt nahe, dass das Wappen legitim verwendet wurde (gerade im 19. Jahrhundert gab es scheinbar oftmals Fälle von Missbrauch bzw. Wappenanmaßung). Auch die Nürnberger Linie scheint dies damals ja offenbar nicht moniert zu haben. Es liegt nahe, dass die Verwandtschaft beiden Linien bewusst war und untermauert die Abkunft der Joachimsthaler Holzschuher von Nürnberg. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert siedelten aus Joachimsthal stammende Holzschuher ins oberfränkische Naila um, um sich hier, in vielen Fällen zunächst weiter im Bergbau tätig, mannigfach zu verzweigen.


4.) Zusammenfassung


Es ist wahrscheinlich, dass mit den Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten der räumlichen Trennung der Familienlinien ein Prozess der Entfremdung einsetzte. Die Nürnberger Familien des Patriziats begannen ab dem späten 16. Jahrhundert, ihren Adel zu pflegen, die Mehrheit der sehr zahlreichen Mitglieder der Joachimsthaler Linie hingegen stieg - entkoppelt von dem privilegierten Familienteil - in der sozialen Hierarchie außerhalb Nürnbergs langsam ab. Hier werden zum einen viel basalere Lebenssorgen bestanden haben, als sich mit Standestiteln und Wappen zu beschäftigen, zum anderen hätten Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich die Nürnberger Patrizier ihren Adel in Bayern bestätigen ließen und zumeist, wie die Holzschuher, in den Freiherrenstand aufstiegen, die bestehenden Familienzusammenhänge amtlich nachgewiesen werden müssen. Wir haben gesehen, wie diffizil dies ist, überdies ist anzunehmen, dass es auch nicht unerhebliche Widerstände aus Nürnberg gegeben hätte, verarmte Familienzweige als offiziell familienzugehörig anzuerkennen. Letztlich hätte dies das gesamte Projekt des Nürnberger Patriziats gefährdet, Bayerischer Adel zu werden und den gefährdeten sozialen Status zu erhalten. 



Quellen:

1.   BLF Archiv, Holzschuher History Archiv - Nachlass Herrmann / Karl Holzschuher

2.   Holzschuher History Archiv - Familienarchiv

3.   Stadtarchiv Nürnberg - Best.-Nr. E 49/II Nr. 1204 - Holzschuher-Stiftungsordnung

4.   Stadtarchiv Nürnberg - Best.-Nr. E 49/III Nr. 87 - Stammbuch

5.   Archiv Plzeň - Best.-Nr. 10014 - Jáchymov 01 - Heiratsbuch

6.   Stadtarchiv Nürnberg - Best.-Nr. E 49/II Nr. 745

7.   Bergamt Schneeberg - Bergbelehnungsbuch Best.-Nr. 43; V


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